DUZAs Showroom
Essays

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In sights

„Im Unterschied zu den Cut-outs, die sie aus monochromen oder mehrfarbigen Papieren schneidet, verwendet DUZA bei ihren Collagen gedruckte Bildvorlagen aus Magazinen, zerschneidet sie, fügt sie neu zusammen und überklebt sie. Immer steht die Frauenfigur im Zentrum, verfremdet, in ihrem körperlichen Kontext gestört, durch Überklebungen „bandagiert“. Nicht isoliert wie in der Silhouette, ist sie nun in eine Umwelt eingefügt, oft eingesperrt, eine Umgebung, die wir mit Stadt assoziieren – Hochhäuser, Straßenschluchten -, in kahle Räume oder auch in luxuriöse Interieurs, oder umgeben von Versatzstücken aus den Scheinwelten der Werbung, einem Pferd, einer Luxuskarosse.  Mit der Verarbeitung von Schwarz-Weiß-Vorlagen erzielt sie verhaltene und distanziertere Bildwirkungen, während die farbigen Collagen in ihrer oft süßlichen Farbigkeit die Verlogenheit dieser Bildwelten betonen.“

Marlene Jochem, Kunsthistorikerin (Eröffnungsrede „Das DUZA-Prinzip“, Villa Wieser Herxheim, 2017)

 „2015 entdeckt Duza bei dem Speyerer Kulturwissenschaftler Wolfgang Knapp, der ein Archiv und Museum zur Kulturgeschichte von Schaufensterfiguren gründete und leitet, Vintage Prints von Werbefotografien mit Schaufensterfiguren von Heinrich Obermaier aus den 1930er-Jahren. Diese so genannte »Ephemera« wurden nie länger aufbewahrt oder gar gesammelt und sind heute Raritäten. Duza ist sofort von diesem Motiv begeistert. Die Fotografien inspirieren sie zu einer neuen Serie, in der sie zugleich eine neue Technik anwendet – die Technik der Tissage.

Sie zerschneidet die Digitalisate nach den Werbefotografien in schmale Papierstreifen und webt aus ihnen ein neues Bild. Diese Tissagen sind verstörend. Das Idealbild der Frau, eine makellose, kühle Schönheit, wird zerschnitten. Gesicht und Körper werden deformiert. Das Mannequin ist ein Scheinbild, das Duza durch Verschiebungen und Versetzungen in ein Zerrbild überführt. Das Wort »Mannequin« stammt aus dem Mittelniederländischen »mannekijn« ab, und meint »Männchen«; es bezeichnete ursprünglich eine Gliederpuppe, die Maler und Schneider als anatomisches Modell benutzten.  …  Im Französischen kann das Wort auch die Bedeutung eines »willenlosen Menschen« bzw. »Waschlappen« haben. Das Mannequin bzw. die Schaufensterfigur ist in ihren Anfängen nach dem Leben geformt, mit wächserner Haut, seidigen Wimpern, teilweise mit Echthaar und Augen aus Glas. In kunstvollen Arrangements wird die Schaufensterpuppe der Welt des Fleisches enthoben und weckt doch Begehrlichkeiten. Begehrlichkeiten für die präsentierte Ware, nach der von dem Mannequin präsentierten Weiblichkeit und sexuelles Begehren des Mannes.

Es ist das Changieren zwischen perfekter Illusion von Wahrheit bzw. Wirklichkeit und ihrer Zerstörung, die Duza thematisiert. In ihren Tissagen wird die weibliche Schönheit zur Monstrosität. Die Modelle sind unheimlich. Nach Sigmund Freud wirkt etwas »oft und leicht unheimlich […], wenn die Grenze zwischen Phantasie und Wirklichkeit verwischt wird, wenn etwas real vor uns tritt, was wir bisher für phantastisch gehalten haben, wenn ein Symbol die volle Leistung und Bedeutung des Symbolischen übernimmt und dergleichen mehr.« (Sigmund Freud: das Unheimliche (1919). In: Gesammelte Werke aus den Jahren 1917–1920. Frankfurt a.M. 1978, S. 258.)“

Antje Buchwald, Kunsthistorikerin (Eröffnungsrede „Verwoben“, Kahnweilerhaus Rockenhausen 2017)

„Wir haben es hier also genau genommen nicht mit „schönen“ Collagen zu tun, sondern mit Papierarbeiten, die ein deutliches destruktives Element nach außen tragen. Trotzdem legt die Künstlerin Wert auf Ästhetik.

Diese Ambivalenz sorgt für eine unterschiedliche Wirkung und Wahrnehmung ihrer Werke: Die Reaktionen der Betrachter changieren zwischen Ge- und Missfallen, je nach Betrachtungsweise und Verständnis der verwendeten Bildsprache. Ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang den Rat geben, sich nicht zu scheuen, die Werke mit einer gewissen Ironie und Boshaftigkeit zu betrachten – denn so wurden sie auch angefertigt.“

Sabrina Wilkin M.A (Eröffnungsrede „It’s different for girls“, Museum Herxheim , 2019)

„Bis zu vier Ebenen liegen über dem Ausgangsblatt. In diesen zeigt sich die namensgebende Spitze in den meist spitz zulaufenden Mustern. Die Schichten bestehen entweder aus Kunststoff oder aus Papier, welches mit dem Basismotiv bedruckt wird. Im Anschluss fixiert die Künstlerin das vorher entwickelte Muster auf dem Stoff (oder Papier) und fängt dann an das Muster herauszuschneiden. Durch das Überlagern von mehreren Schichten beginnen sich die Werke aus der planen Ebene in den Raum zu bewegen. Durch den bewussten Verzicht auf eine Rahmung wird die Dreidimensionalität und die Bewegung noch deutlicher. … In den Werken, welche die bunten Zeitschrift-Collagen als Ausgangsbasis haben, bleiben die Gesichter der Frauen, im Gegenteil zu den anderen Werken, immer verborgen. …  In And nobody knows I am here rahmen die Haare der Frau ein fast leeres Gesicht. Der Blick aufs Gesicht erscheint wie ein Durchblick auf den Hintergrund. Weiterhin versteht sich der Titel des Bildes, wie so viele der Werktitel, als ironische Beschreibung des Inhalts (And nobody knows I am here).

Jessica Neugebauer M.A., Kunsthistorikerin Wiesbaden (Eröffnungsrede „Poetry in Motion“, Kreisgalerie Südwestpfalz, 2022)

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